Gipser führen Qualitäts-Papier ein, weil Lehrlinge gehen

2022-12-21 17:05:09 By : Mr. yi li

Es ist ein trauriger Rekord: 22,4 Prozent der Lehrlinge, die 2017 ihre Ausbildung begonnen haben, haben ihre Verträge aufgelöst. Das ist ein Anstieg um 0,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

Besonders hoch ist die Vertragsauflösungs-Quote bei handwerklichen Berufen: Fast die Hälfte der angehenden Abdichter oder Gipser lösen ihren Lehrvertrag auf. Bei den Karosserielackierern liegt die Quote bei 42,9 Prozent.

Der Schweizerische Maler- und Gipserunternehmer-Verband (SMGV) will das Problem angehen, wie er auf Anfrage von Nau.ch erklärt: Man habe «verschiedene Massnahmen ergriffen, um die Unternehmen bei der Rekrutierung des Nachwuchses und der Ausbildung der Lernenden zu unterstützen.»

Und: «Ein Beispiel ist das Zertifizierungs- und Auszeichnungssystem Top-Ausbildungsbetrieb.»

Mit diesem System könnten die Berufsbildner effizient und zielgerichtet geschult werden. Die Berufsfachschule Gipser würde mit der sogenannten Frühintervention anstreben, Probleme zwischen Lernenden und Lehrbetrieben rechtzeitig zu erkennen und zu lösen. «Das Thema Lehrvertragsauflösungen beziehungsweise die Zielsetzung von deren Reduktion wird bei der anstehenden Reform der Grundbildung Gipser-Trockenbauer grosses Gewicht haben.»

Dass das Problem bei der Generation Z liegt, glaubt der Verband nicht. Deren Klagen würden jenen der früheren Generationen gleichen. «Die Ansprüche der Lernenden sind aus unserer Sicht nicht gestiegen», so die Bildungsdirektion des Kantons Bern auf Anfrage.

«Die sogenannte Generation Z kommuniziert sicher schneller und offener mit Vorgesetzten, wenn ihr etwas nicht passt. Sie ist aber nicht weniger leistungsbereit», beobachtet auch der Gipser-Verband. Sie habe aber dank der stark vernetzten Gesellschaft viel mehr Vergleichsmöglichkeiten. So könne man andere Möglichkeiten suchen, wenn man mit einer Situation unzufrieden sei.

Das bestätigt auch eine Studie von Beat Hanselmann, Leiter Bildung beim Bildungszentrum Polybau. Laut seiner Umfrage in mehreren Betrieben sind persönliche Probleme der Lernenden der Hauptgrund von Lehrabbrüchen. Auch Probleme mit der Pünktlichkeit, falsche Berufswahl und gesundheitliche Schwierigkeiten würden oft genannt. Nur selten gebe es Unstimmigkeiten mit dem Lehrbetrieb selbst.

Zudem bedeutet eine Vertragsauflösung nicht immer einen Lehrabbruch. Laut den Bildungsdirektionen der Kantone Bern und Zürich zeige die Statistik auch Vertragswechsel auf. Wenn also ein Lernender zum Beispiel von EBA (Eidgenössisches Berufsattest) zu EFZ (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) wechselt oder umgekehrt, müsste auch der Vertrag geändert werden.