Unsolved im Test: Das Detektiv-Kartenspiel nach Amigo-Art

2022-12-21 17:01:35 By : Ms. Elaine Yang

Auf der SPIEL 2022 präsentierte Amigo mit Unsolved: Der Jagd-Unfall, ein wenig überraschend, ein neues Kartenspiel ab 16 Jahren.

Als Amigo die Liste mit den Herbstneuheiten zur SPIEL 2022 veröffentlichte, war die Überraschung unter den Spielern groß. Traditionell konzentrieren sich die Aktivitäten des Verlags auf kleine familienfreundliche Kartenspiele. Zu den Highlights in über vierzig Jahren Verlagsgeschichte gehören Evergreens wie Bohnanza, Wizard oder 6 nimmt, die sich allesamt für Jung und Alt gleichermaßen eignen. In diesem Jahr präsentierte Amigo mit Unsolved nun allerdings ein Spiel, das mit einer Altersempfehlung ab sechzehn Jahren versehen wurde. Verantwortlich für diese Kennzeichnung soll dabei weniger ein komplexes Regelwerk sein, sondern vielmehr der thematische Unterbau des Spiels. Denn wie der Name des Spiels bereits vermutet lässt, handelt es sich bei Unsolved um einen weiteren Vertreter aus dem Detektivspiel-Genre.

Unsolved versucht euch den Einstieg ins Spiel so leicht wie möglich zu machen. Ein kleines Faltblatt soll genügen, um euch mit sämtlichen Regeln vertraut zu machen. Wird eine Wand aus Text also über die beiliegenden Karten ins Spiel transportiert? Mitnichten, denn auf den 48 übergroßen Spielkarten sind lediglich schicke und vor allem farbenfrohe Illustrationen zu sehen. Kein Storybook, kein Regelwälzer, keine Kartentexte. Unsolved möchte seine Geschichte ausschließlich über den visuellen Aspekt erzählen. Eigentlich perfekt geeignet für jüngere Mitspieler, doch die bleiben wegen der gewaltvollen Inhalte nunmal außen vor.

Unsolved besteht aus drei Fällen, die jedoch zu einem großen Teil auf das gleiche Kartenmaterial zurückgreifen. Pro Fall werden lediglich sechs gesonderte Karten in den Stapel gemischt, die dafür sorgen, dass eine neue Story erzählt wird. Da viele Karten in allen drei Fällen auftauchen, sind aber natürlich Überschneidungen zu erwarten. In allen Geschichten dreht sich alles um einen Jagdausflug unter Freunden, bei dem sich ein tragischer Unfall ereignet hat. Oder war es am Ende etwa doch… Mord!?

Damit sich die jeweils sechs Karten der zwei anderen Fälle nicht in den Kartenstapel verirren, steht vor der ersten Partie ein wenig Vorarbeit an. Dem Spiel liegen drei Umschläge bei, in denen ihr die fallspezifischen Karten passend verstauen könnt. In den Umschlägen findet ihr auch die Auflösung des Falls. Das kleine Faltblatt erläutert euch alle Details zur Geschichte und zeigt genau an, auf welchen Karten ihr die notwendigen Hinweise entdecken könnt.

Doch zunächst erwartet euch erstmal ein rund dreiviertelstündiges Abenteuer, indem ihr euch einmal durch das gesamte Kartenmaterial eines Falls durcharbeitet. Sämtliche Karten werden gemischt, dann erhält jeder Detektiv eine Karte auf die Hand. Ihr tauscht euch in aller Ruhe über die gewonnenen Informationen aus, dürft die Karten auch durch die Reihen der Mitspieler kreisen lassen. Unsolved spielt sich diesbezüglich sehr entspannt, ein Zeitlimit ist nicht vorgesehen.

Ein paar kleine Gemeinheiten hat Unsolved aber natürlich schon auf Lager. Nachdem ihr das Kartenmaterial ausreichend gesichtet und besprochen habt, müsst ihr euch nun entscheiden, welche Karten in die offene Auslage gelangen und welche auf dem verdeckten Ablagestapel. Maximal zwölf Karten dürfen pro Partie als Gedächtnisstütze vor euch ausgebreitet bleiben. Die restlichen Informationen müsst ihr aus euren Erinnerungen zusammenkratzen. Immerhin, das Anfertigen von handschriftlichen Notizen erlaubt das Regelwerk explizit.

Habt ihr euch entschieden, eine oder mehrere Karten in die offene Auslage zu schieben, kann auch direkt die nächste Runde starten. Die Vorgänge wiederholen sich nun. Jeder Detektiv erhält eine Karte, es werden Informationen ausgetauscht, gemeinsam Rückschlüsse gezogen und Karten der Auslage oder dem Ablagestapel zugeordnet. Dies wird nun solange fortgeführt bis der gesamte Kartenstapel gesichtet wurde. Jetzt habt ihr noch einmal die Gelegenheit, den Tathergang zu rekonstruieren, bevor ihr euch den fünf abschließenden Fragen stellt.

Die Fragestellungen sind bei alle drei Fällen identisch. Opfer, Täter, Todesursache und Mordmotiv sind ebenso zu ermitteln, wie die dazu dienlichen Hinweise und Beweise. Nachdem ihr euch für eine Version des Tathergangs entschieden habt, dürft ihr jetzt einen Blick in den passenden Umschlag werfen und das Lösungsblatt zur Hand nehmen. Korrekt angestellte Vermutungen werden mit Punkten belohnt, falsche Antworten ziehen hingegen Punktabzüge nach sich.

Der errechnete Punktwert lässt sich später mit dem Score anderer Gruppen vergleichen. Das Spiel lässt sich problemlos weiterreichen und erneut verwenden. Das Spiel lässt sich mit wenigen Handgriffen wieder in den Urzustand versetzen, Spielmaterial wird beim Lösen der Fälle nicht verbraucht oder gar zerstört. Unsolved ist für ein bis sechs Personen ab sechzehn Jahren geeignet. Ihr findet das Spiel ab sofort zum Preis von etwa 15€ im Handel.

Unsolved ist ein ungewöhnliches Amigo-Projekt. Eine Altersempfehlung ab sechzehn Jahren dürfte kaum ein anderes Spiel aus dem Verlagshaus erhalten haben. Was thematisch vielleicht ein wenig gewagt ist, fügt sich spielerisch hingegen ziemlich gut ins Programm von Amigo ein. Die Regeln sind wirklich kinderleicht, schließlich müsst ihr euch im Wesentlichen nur die Bildkarten ansehen und anschließend eure Rückschlüsse daraus ziehen. Die Rätsel selbst bewegen sich auf einem moderaten Niveau. In Brettspielhandel gibt es sicherlich anspruchsvollere Detektivspiele, doch auch bei Unsolved springt euch die Lösung nicht direkt ins Gesicht. Unsolved spielt sich insgesamt dennoch recht entspannt runter. Durch den Verzicht auf ellenlange Texte, wird die Geschichte ziemlich flott transportiert. So entsteht ein angenehmer Spielfuss, bei dem man nicht ständig das Gefühl hat, auf der Stelle zu treten. Am besten spielt man die einzelnen Fälle mit einem gewissen zeitlichen Abstand zueinander. Wenn alle drei Detektivgeschichten innerhalb eines Abends runtergespielt werden, treten doch ein paar Ermüdungserscheinungen auf, da man viele Karten gleich dreimal in den Händen gehalten hat. Legt sich der Schleier des Vergessens über euch, spielt sich Unsolved bei der nächsten Partie wieder deutlich frischer.